Kein a n d e re r A u fn a h -
m e o rt in D eutschland |
w a r p rä g e n d e r fü r die
Rockgeschichte als die
H ansa S tu dios. W as ist
das G eheim nis?
werden, regnet es durch Decke. „Das ist
eben ein Nachteil alter Gebäude“, meint
er lakonisch.
Rückschlüsse auf die technische Aus-
stattung des Studios lässt dieser Mangel
aber keineswegs zu, denn die ist sehr gut,
Beispiel Mischpult. Das Solid State Logic
(SSL) 4000-E wurde 1981 zur Einweihung
dieses neuen Studio 1 angeschaffi, extra in
der Farbe - nomen est omen - Hansablau.
Es handelt sich um ein Analogmischpult,
das aber computergestützt arbeitet, so
dass sich Einstellungen abspeichern lassen
(„Total recall“). Nicht zuletzt aufgrund
seiner hohen Klangqualität wurde es zu
einem Standard, mit dem bis heute High-
End-Studios gerne arbeiten. So mixte zum
Beispiel Bob Clearmountain mit einem
ähnlichen Modell Bruce Springsteens
„Born In The USA“.
Ich darf die Fader für die Laustärke-
regelung bedienen und stelle fest, dass
manche schwergängiger zu schieben
sind als andere. „Früher wurde im Stu-
dio ohne Ende geraucht, so dass sich bis
heute Nikotin in den Geräten abgelagert
hat“, erklärt Morcöl. Auch deshalb müss-
ten die Fader ab und zu gereinigt wer-
den - wobei Gerüchten zufolge das Rau-
chen allein nicht die Ursache sei, sondern
auch ein gewisses weißes Pulver, das etwa
Mitglieder der Band Marillion mit einem
100-Mark-Schein direkt vom Mischpult
geschnupft haben sollen.
Die Mixes hört man im Übrigen nicht
nur über die Nahfeldmonitore Yamaha
NS 10 M ab, viele Jahre Referenz, sondern
zusätzlich noch über kleine „Brüllwürfel“
von Aurator. Sinn dahinter: Über iPod
oder mäßige Autoradios muss die Musik
zumindest ordentlich klingen. Welche
Abhörmethode Alex Morcöl bevorzugt,
darüber lässt der Tontechniker keinen
Zweifel: „Beim Aufnehmen betreiben
wir einen riesigen Aufwand, und dann
klingt es über Brüllwürfel so scheiße“.
Dass heutzutage in vielen Studios in ers-
ter Linie für den iPod gemischt und ein
wirklich guter Klang so von vornherein
gar nicht mehr angestrebt wird, findet er
verheerend.
Aber der hohe Stand der Technik
kann die Bedeutung der Hansa Studios
alleine nicht erklären, wo ja immerhin U2
einen Neuanfang wagten. Obwohl extrem
populär, waren die vier Iren bei vielen
Referenzen Hansa Studios
M usiker
Nick Cave, ZZ Top, Bon
Jovi, Nina Hagen, Peter
Maffay, Die Ärzte,
Element Of Crime, Tange-
rine Dream, Einstürzende
Neubauten, Rainbirds,
Peter Fox, KT Tunstall, Nils
Landgren, Udo Jürgens
A lben
David Bowie: Heroes (EMI)
Iggy Pop: Lust For Life
(Virgin)
Marillion: Misplaced
Childhood (EMI)
Depeche Mode:
Black Celebration (Sony)
U2: Achtung Baby (Island)
Herbert Grönemeyer:
Bleibt alles anders (EMI)
R.E.M.: Collapse Into Now
(Warner)
Kritikern als „Kreuzritter
des Rock“ verschrien und
suchten unzufrieden nach neuen Aus-
drucksformen. „Nehmen wir eine große
Kettensäge und holzen den Joshua Tree
ab“, so die Band in der sehenswerten
Dokumentation „From The Sky Down“
(Universal) in Anspielung auf ihr bis dato
erfolgreichstes Album. Und das ging am
besten an einem „Ort, wo verschiedene
Der Regieraum
der Hansa
Studio 1 (oben)
samt dem SSL n
4000-E (unten) -
einem analogen
Mischpult, das
computerge-
stützt arbeitet
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